Vor ein Publikum zu treten und eine Rede zu halten, ist für viele wie ein Sprung ins kalte Wasser: Ihnen graut davor. Aber mal ehrlich: Wenn Sie sich erst einmal überwunden haben und losgeschwommen sind, macht es Ihnen Spaß, sich im Wasser zu bewegen – stimmt´s? So ist es auch beim Präsentieren: Gehen Sie es an! Stellen Sie sich ab jetzt möglichst vielen Redesituationen. Sie werden merken, wie schnell es für Sie leichter wird, einen Vortrag zu halten. Denn der Erfolg kommt mit dem Training – nur durchs Üben werden Sie zu einem guten Redner.

Überzeugend vortragen – Sie müssen üben, üben und nochmal üben!

Scott Berkun ist der Autor des überaus witzigen Buches „Bekenntnisse eines Redners“, meinem Lieblingswerk zum Thema „Präsentieren“. Schon im Vorwort gibt er dem Leser den im Grunde wichtigsten Tipp. Dort heißt es nämlich: „Danke, dass Sie dieses Buch gekauft haben, aber es wird Ihnen nicht das Geringste bringen, wenn Sie nicht üben.“ Ich liebe Berkuns Ehrlichkeit, und es stimmt einfach: Präsentieren lernt man nur durchs Machen! Auch meine drei wichtigsten Tipps für überzeugende Vorträge sind daher: Üben, üben, üben.

Nur Übung macht den Vortrags-Meister

Bleiben wir noch kurz bei Berkun. Zu dem Punkt „Warum Ihre Rede schlecht sein kann“ sagt er schlicht: Weil Sie sie zum ersten Mal halten. Berkun empfiehlt daher allen, die ans Rednerpult treten wollen oder müssen: Üben Sie Ihre Rede! Üben Sie sie oft und so realistisch wie möglich. Einen anderen Weg gibt es nicht. Das finde ich auch. Deshalb mache ich in meinen Seminaren zum Thema „Präsentation“ mit den Teilnehmern viele Übungen. Das ist selbstverständlich auch in Einzelcoachings der Fall.

Wann ist ein Redner ein Spitzen-Redner?

Was macht einen guten Redner eigentlich aus? DIE eine Eigenschaft, die Sie zum brillanten Vortrags-Meister macht, gibt es nicht: Ob jemand überzeugend, fesselnd oder inspirierend „rüberkommt“, hängt von Person, Anlass, Publikum, Inhalt und vielen weiteren Faktoren ab. Es gibt sehr gute, leise, ruhige Redner und ebenso polternd laute, die ihre Zuhörer auf eine ganz andere Art in den Bann ziehen. Pauschal lässt sich zum Präsentieren eigentlich nur sagen: Whatever works and whatever fits the situation.

Lieben Sie Ihr Publikum – Grundlagen für gutes Vortragen

Dennoch gibt es natürlich ein paar Grundlagen, die Ihnen das Vortragen leichter machen. Diese drei Dinge sind beim Präsentieren zum Beispiel unabdingbar:

  • Seien Sie überzeugt von dem, was Sie sagen!
  • Lieben Sie es, aufzutreten!
  • Haben Sie Ihr Publikum gern!

Alles andere ist meiner Erfahrung nach nicht so wichtig, wenn Ihre Grundhaltung stimmt.

Tipps gibt es viele – finden Sie heraus, was zu Ihrem Stil passt!

„Haben Sie noch einen Tipp für mich?“ Das werde ich nach den Trainings oft gefragt. Tipps kann ich natürlich viele geben – aber die sind keine Garantie, dass Sie bei Ihnen funktionieren: Jeder Redner braucht seinen eigenen Stil. Den können Sie sich nur selbst erarbeiten. Vielleicht hilft Ihnen das Merkelsche Fingerdreieck (im Fachjargon „Eisbrecher“ genannt) oder die Vorstellung, das Publikum sei nackt – vielleicht auch nicht.

Die Zehen einklemmen und das wandernde W

Ich habe auch den Hinweis schon gehört, bei Nervosität die Zehen in den Schuhen einzuklemmen. Ich persönlich bekomme davon einen Krampf. Aber wenn es Ihnen Sicherheit gibt: Klemmen Sie! Das gilt auch für den Vorschlag, den Blick im Publikum wie ein W wandern zu lassen. Bei mir würde das zu einem spontanen Blackout führen oder mindestens dazu, dass ich Publikum nicht mehr wahrnehme. Doch für Sie kann es die passende Methode sein. Probieren Sie das aus!

Kamera an! Holen Sie sich Feedback

Was im Detail zu Ihnen passt und Ihnen als Redner liegt, finden Sie am besten mit einer Videokamera und Feedback von außen heraus. Einen Vortrag vorm Spiegel einzustudieren, halte ich dagegen nicht für sinnvoll. Das ist aber ein anderes Thema. Dabei geht es um assoziierte und dissoziierte Sichtweisen – dazu ein andermal mehr. Was können Sie sonst noch für Ihren gelungen Vortrag tun? Kommen wir zu Regel Nummer Eins zurück: Üben Sie – und zwar:

  • Inhalt
    Sie müssen genau wissen, was Sie sagen, damit den Kopf frei haben, um Kontakt mit dem Publikum aufnehmen zu können.
  • Interaktion mit dem Publikum
    Beherrschen Sie den Inhalt sicher, eröffnet Ihnen das gedankliche Freiräume, zum Beispiel um Blickkontakt mit den Zuhörern aufzunehmen, dem Publikum Fragen zu stellen oder Personen im Publikum direkt anzusprechen.
  • Art des Vortrags
    Der Inhalt zählt, aber auch wie Sie ihn „rüberbringen“. Üben Sie das richtige Sprechtempo, die Dynamik und die Stellen ihrer Rede, die sich für Pausen eignen. Experimentieren Sie herum! Speziell hierfür eignet sich ein Videocoaching. Sie können sich natürlich auch selbst mit der Kamera filmen.

Rufen, rappen, mit Dialekt sprechen

Speziell wenn Sie ein eher zurückhaltender, introvertierter oder schüchterner Mensch sind, sind folgende Techniken spannend für Sie, um „aus Ihrer Haut“ zu kommen: Übertreiben Sie beim Üben ruhig ein wenig! Spielen Sie zum Beispiel mit der Lautstärke und sprechen nicht nur leise, sondern auch richtig laut. Probieren Sie auch Dialekte aus: Wie klingen Sie auf bayerisch oder als hanseatisches Nordlicht? Rappen Sie den Text. All das wird Ihnen helfen, lockerer zu werden. Nicht nur das, Sie werden so vertraut mit Ihrem Text, das Sie ihn wirklich gestalten können. Und zu guter Letzt: Gehen Sie es an! Denn der erste Schritt ist bei diesem Thema der Schwerste. Danach wird alles leichter.