Gehaltvolle Plauderei
16. November 2016
Die große Kunst des „kleinen Gesprächs“: Was Sie MIT Small Talk Gewinnen
Small Talk ist kein belangloses Plaudern übers Wetter – oder muss es zumindest nicht sein. Wenn Sie sich in der Kunst des Small Talks üben, lernen Sie etwas, dass Sie im Berufsleben deutlich nach vorne bringen kann. Das Gute daran: Die Fähigkeit zum Small Talken zu erwerben, ist ganz einfach. Sie müssen sich dabei nicht (über-)anstrengen, keine schwierigen Formeln lernen oder wochenlang Seminare besuchen. Und es ist lustig. Was gibt es Besseres, als Spaß zu haben und dabei gleichzeitig etwas zu lernen, das Sie weiterbringt?
Für Selbstständige, Unternehmer*innen und Freelancer gehört es zum täglich Brot, Kontakte zu knüpfen. Ein gut geführter Small Talk kann ihnen dabei größere Dienste leisten, als den meisten bewusst ist. Aber auch für Arbeitnehmer vom Azubi bis in die Chefetage ist dieses wunderbare Softskill absolut bereichernd.
Für eine gute Atmosphäre: Plaudern als Einstieg ins Job-Interview
Ihre Fähigkeiten zu plaudern, sind meist schon im Vorstellungsgespräch gefragt: Jeder selbst einigermaßen kommunikativ gewiefte Arbeitgeber lässt zu Beginn ein paar Minuten Zeit für Small Talk, um eine gute Atmosphäre entstehen zu lassen. Er stellt zum Einstieg zum Beispiel folgende Fragen:
- Wie war die Anreise?
- Haben Sie uns gut gefunden?
- Wie geht es Ihnen?
Aus meinen Bewerbungstrainings weiß ich: Nicht selten machen Jobkandidaten daraufhin ein verschrecktes Gesicht – nach dem Motto: „Was will der denn jetzt von mir?“ Doch damit ist eine wichtige Chance verspielt, sich selbst kommunikativ, sympathisch, aufgeschlossen, interessiert, teamfähig und optimistisch zu zeigen – Fähigkeiten, die von Bewerbern oft gefordert werden.
Für einen guten Kontakt: Small Talk als Mittel der Beziehungspflege
Innerhalb der Firma dient der Small Talk ebenfalls dazu, diese Eigenschaften locker „nebenbei“ zu präsentieren. Er ist außerdem ein Mittel der Beziehungspflege. Diese sollten Sie übrigens unbedingt kontinuierlich über einen längeren Zeitraum zu betreiben. Wer erst kurz vor den Gehaltsverhandlungen damit beginnt, dem Chef ein Kompliment nach dem anderen zu machen und ihn in Gespräche über das Wetter, Fußball und seine Vorliebe für italienische Weine zu verwickeln, wird schnell als Opportunist oder gar Schleimer entlarvt.
Für erfolgreiches Small Talken: Lassen Sie sich ihre Absicht nicht anmerken
Mehr noch- sein Sie absichtslos im Moment der Begegnung. Um mit dem Small Talk zu erreichen, was Sie WOLLEN, müssen Sie – und das scheint paradox – fähig sein zu vergessen, was Sie damit wirklich möchten. Denn an dem, was Dale Carnegie in seinem Buch „Wie man Freunde gewinnt – Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden“ sagt, ist etwas dran: Wer fähig sei, mit Menschen Kontakte zu knüpfen und gute Beziehungen aufzubauen, brauche sich nie wieder Gedanken über seinen Kontostand zu machen.
Wem das aber als Motiv seiner Gesprächsaktivitäten anzumerken ist, der wird beim Small Talken keinen Erfolg haben. Wem beim Netzwerktreffen, auf der Weihnachtsfeier oder bei einem Event ins Gesicht geschrieben steht, dass es ihm bei den lockeren Gesprächen hauptsächlich um eigene Interessen geht, auf den trifft Goethes Sprichwort zu: „Man spürt die Absicht – und man ist verstimmt.“
Machen Sie sich deshalb bitte bewusst: Das Schlüsselwort heißt „Interesse“. Das Interesse an Menschen ist für jeden von uns von großer Bedeutung. Wir können viel von anderen lernen, von Ihren Strategien, davon, wie sie Dinge meistern, und von Ihrem Wissen und Erfahrungsschatz. Es lohnt sich also, Ihr Interesse an Menschen zu kultivieren!
Für Sie persönlich: Small Talk kann auch Ihr Privatleben bereichern
Zusammenfassend gesagt, brauchen Sie den Small Talk für das Berufsleben. Abgesehen davon wird diese Fähigkeit Ihr Leben insgesamt enorm bereichern. Es kann zum Beispiel dazu kommen, dass Sie – Small Talk sei Dank – im privaten Bereich spannende Erlebnisse haben werden:
- Sie erfahren von einer tollen Wohnung, die demnächst frei wird
- Sie bekommen einen Geheimtipp für die nächste Urlaubsreise
- Sie erfahren, wer der beste Weinhändler der Stadt ist
- und, und, und
Glauben Sie mir: Derlei kann durchaus passieren, und ich denke nicht, dass jemand etwas dagegen hat. 🙂
Wenn das gekonnte Plaudern so eine „Wundermittel“ ist, warum tun wir es dann nicht häufiger? Warum betreten in Deutschland so viele Menschen schweigend ein Wartezimmer, drücken sich auf einem Stuhl herum und vergraben sich in einer Zeitschrift, bis sie dran sind statt ein anregendes Gespräch zu führen – natürlich vorausgesetzt, sie leiden nicht an starken Schmerzen?
Für jede Gelegenheit: Nutzen Sie auch Wartezeiten und Fahrtstuhlfahrten!
Warum stehen wir wortlos im Fahrstuhl, während Menschen zusteigen, mit denen Sie ins Plaudern kommen könnten? Wieso stehen Sie stocksteif da, wenn Ihr Vorgesetzter den Aufzug betritt, und warten schweigend, bis die Fahrt vorbei ist, statt ein locker-leichtes Gespräch mit ihm zu führen? Zum Teil ist das sicher aus Gewohnheit der Fall – oder aus Angst, nicht „richtig smalltalken“ zu können. Vielleicht befürchten Sie, an Menschen zu geraten, die sich nicht auf ein Gespräch mit Ihnen einlassen wollen. Und wissen Sie was? Genau das wird passieren – allerdings nur hin und wieder. Ist das ein Grund, das Thema Small Talk ein für alle Mal abzuhaken? Auf keinen Fall!
Denn die Mehrheit dieser Gespräche wird angenehm sein. Und die Kontakte, die daraus entstehen, können Sie in vielfältiger Weise bereichern, so dass Sie auf jeden Fall dranbleiben sollten. Mein Tipp: Nehmen Sie es sportlich-leicht, machen Sie keinen Kampfsport aus dem Small Talk!
Für den richtigen Zeitpunkt: Small Talk passt nicht immer
Es gibt Fälle, in denen sich Small Talk „verbietet“, zum Beispiel wenn Ihr Gegenüber ganz offensichtlich unter Zeitdruck steht, Zahnschmerzen hat oder von einer Trauerfeier zu kommen scheint. Diese Signale heißen eindeutig: Jetzt nicht! Um zu erkennen, ob jemand bereit ist für eine Begegnung, achten Sie auf die Körpersprache Ihres anvisierten „Opfers“. Und keine Sorge: Es wird immer genug Menschen geben, die zu einem Gespräch bereit sind.
Zum Schluss noch ein Hinweis für die Praxis des Small Talkens: Solange Sie nicht das Gefühl von Sicherheit und Geläufigkeit haben, trainieren Sie das Plaudern in Zusammenhängen, in denen es nicht darauf ankommt – etwa
- beim Einkaufen
- im Wartezimmer
- in öffentlichen Verkehrsmitteln
- beim Friseur
- auf Reisen
- vor einem Vortrag
- auf Partys und Events
- in Wartesituationen
Denn wie für alle Kommunikationsthemen gilt auch für den Small Talk: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Deshalb werden Sie in meinen Ein-Tages-Kursen zum „Business Small Talk“ auch eine ganze Menge Gelegenheit zum Üben bekommen.
Ganz viel Spaß und gute Gespräche wünsche ich Ihnen!